Bericht Rolf Schälike - 29.04.2008 Havemann von Florian Havemann. Der Autor im Gespräch mit Gregor Gysi Mo.28.04.2008, 21:00 Uhr Sternfoyer
Veranstaltung - Bericht (Gedichtnisprotokoll nach meinen Notizen) Es ging um das Buch von Florian Havemann "Havemann" erschienen bei Suhrkamp. Die meisten kamen wohl wegen Gysi. Was hat dieser Mann zu sagen zu diesem Buch voll von Behauptungen, ohne gründlicher Recherche, voller Verleumdungen. Verdächtigungen und vor allem Selbstdarstellungen? Ein Buch, welches weder Robert Havemann, noch Florian Havemann noch den "Havemann-Clan" erklärt. Die Veranstaltung begann relativ pünktlich um 21:00. Im Saal saßen an den Tischen so um die hundert Leute. Aus dem engeren Kreis von Robert Havemann waren als Zuhörer gekommen Bernd Florath und der Berichterstatter. Von den Verwandten gab es einen eingeheirateten Beobachter. Gregor Gysi setzte sich eine Stunde später um 22:00 an den Tisch und stellte geschickt Fragen. Der Autor begann mit seiner Verteidigung und las ausführlich aus den ersten Seiten des Buches. Zunächst erfuhr man, dass nichts überprüft noch recherchiert worden war, nichts belegt, alles nur so einfach hingeschrieben, um ... . An dieser Stelle begann für mich das Rätselraten. Verstanden habe ich, dass das Buch um sein, Florian Havemanns selbst Willen geschrieben wurde zur Rettung der Familie Havemann und der ganzen Welt. Dann las Florian Havemann seine Erkenntnisse und Entdeckungen vor, die er nach 1989 gewonnen hatte: Robert Havemann forschte zur Hitlerzeit an Giftgasen, die Europäische Union bestand nur einige Monate und feierte Feten. Nach 1945 war Robert Havemann Agent des KGB, dann IM und GMS der Stasi. 1964 gehörte er zu den vielen, die in der DDR viel verändern wollten nach Chruschtschows 21. Parteitag 1956. Walter Ulbricht stand dahinter. Dann kam Breschnew heimlich nach Berlin und kurbelte alles zurück. Das 11. Plenum der SED im Dezember 1965 war dann der endgültige Stopp. Alle haben die Kurve gekriegt. Nur der "faule" Robert Havemann mit seinem Freund Wolf Biermann blieben ... . Was eigentlich, habe ich nicht verstanden. Eine kleine Episode mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Silber, den Florian Havemann falsch beschrieb, und mit dem er in der Schule hat angeben wollen, sollte das Gespräch auflockern. Interessant war die Episode nur insofern, weil es eine Episode aus dem Hause Havemann war, und der Sohn Florian Havemaman sich zur DDR-Elite zugehörig wähnte. Wer weiß schon, wie der Vaterländischer Orden in Silber aussah? Wer von den Kindern der Elite wollte mit einem Orden in Silber angeben? Ich kenne keine solche Kinder. Den Vater hat das nicht interessiert. Die Mutter, welche seinerzeit der Partei und damit der Stasi meldete, dass ich, Rolf Schälike im Dezember 1965 ihren Mann, Robert Havemann in seiner Wohnung besuchen wollte, hat das interessiert. Diese Meldung an die Parteileitung und damit die Stasi führte postwendend 1966 zum Parteiausschluss und der fristlosen Entlassung von drei Physikern aus dem Zentralinstitut für Kernforschung in Rossendorf bei Dresden. Florian spielte mit dem Orden, andere machten vor Ort Politik. Für Florian Havemann gab es keine DDR-Opposition, lediglich den so von ihm titulierten "faulen" Vater, keine Millionen von Menschen, die die DDR fortlaufend verließen, und trotzdem versuchten zu ihren Verwandten und Freunden in der DDR Kontakt zu halten. Dann las Florian Havemann, der "Künstler", wie er sich unaufhörlich penetrant betitelte, in der Hoffnung damit geschützt zu sein, wie er sich den Arbeitstag seines Vaters vorstellte. Das sollte Kritik am "faulen" Vater sein. Bewiesen hat Florian Havemann, dass er wenig verstanden hat, wie gearbeitet wird. Alle warteten bereits ungeduldig auf Gysi. An meinem Tisch wurde schon gemunkelt, er käme gar nicht. Dann nach einer Stunde saß Gysi plötzlich da. Durch ihn wurde es interessant. 22:10. Gregor Gysi wohlwollend: Ich habe das ganze Buch gelesen. Habe sogar das verbotene Buch. Gebe es aber niemanden weiter. Es ist Eure [Roberts und Deine] Beziehungskiste. Ich habe so das Gefühl, Du hast Dich beim Scheiben befreit. Florian Havemann: Es ist ein Abenteuer, ein Spiel das Schreiben, Kunst, Selbsttherapie. ... . Gregor Gysi: Das Buch liest sich für mich umgekehrt. In Zuchthaus hat Dein Vater weiter geforscht. Lass ihn Dich der Mann sein, der er war: ein zum Tode Verurteilter. Eine Gefängnisstrafe ist etwas anderes als die Todesstrafe. Florian Havemann: [bla, bla, bla]. Gregor Gysi: ... Das war ein schönes Argument. Florian Havemann: Ich lebe nur von schönen Argumenten. Gregor Gysi: Ich wäre gar nicht darauf gekommen. Er [Robert Havemann] hat etwas gemacht, wofür er zum Tode verurteilt wurde. Lassen wir mal die Nazizeit. Er war [in der DDR] systemkonform. Das wusste man von Havemann. Interessant war dann der Bruch. Ulbricht hatte das unterstützt. Kurt Maetzig ... Reformen ... . Breshnew reiste dann heimlich in die DDR. Das Neue Ökonomische System musste scheitern. Das wusste Ulbricht. Dann kam das 11. Plenum. [Alle, die sich zu weit vorgewagt hatten,] wurden fertig gemacht. Alle ließen sich rumkriegen. Dein Vater nicht.Florian Havemann: Der Weg zurück war ihm abgeschnitten. Denn ein Student hatte sich bei ihm angemeldet, war aber ein Journalist. Robert Havemann hat sich leimen lassen, das Interview wurde veröffentlicht. Kommentar von RS: Havemann hatte der Zeitung „Hamburger Echo“ ein Interview gewährt, das am 11. März 1964 veröffentlicht, aber von Havemann nachträglich dementiert wurde. Dazu gibt es eine Gegendarstellung des Interviewers. Dr. Karl-Heinz Neß: DER SPIEGEL 42/1978 vom 16.10.1978, Seite 33DDR
Systemkritik
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Er ist hinüber, enfant perdu, 2.
Er ist hinüber, enfant perdu,
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Er ist hinüber, enfant perdu,
Er ist hinüber, enfant perdu, |
Florian Havemann: Er meinte, dass ich Verrat begehe an dem, für was er im Gefängnis saß. Das war genau so anmaßend. Bei Biermann habe ich gehört, dass Leute ... .
Biermann war im Westen, die Großmutter lag im Sterben. Biermann fragte, wie ich das verstehe? Habe [das damals] verstanden, wie er es wollte.
Gregor Gysi: Die Leute werfen Dir das vor als Verrat. Wollten es selbst nicht tun.
Florian Havemann: Bei Biermann und diesen ... . Haben im Chor gesungen, waren dann zwei Jahre später im Westen.
Gregor Gysi: Bis auf ... . Hast Du Dich mit Biermann im Westen getroffen?
Florian Havemann: Biermann? Mit Biermann kann man nicht sprechen. Ihn interessieren andere Menschen nicht.
Kommentar von RS: Als ein absolut unbedarfter und unwissender neuer BRD-Bürger habe ich nach meiner 10,5monatigen Dresdner Haft seit Februar bis Juli 1985 (fünf Monate) bei Biermann zusammen mit meiner Frau und meinen beiden Töchtern gewohnt. Wir frühstückten zusammen mit Biemanns Familie, genossen zu Mittag gemeinsam Emmas (Wolfs Mutter) Mittagsessen, auch abends saßen wir zusammen. Biermann half mir und meiner Familie, sich in dem unbekannten Leben zurecht zu finden. Er bürgte für uns später beim Vermieter. Alles kostenlos. Sein Auto durfte ich fahren, auch das von Eva-Maria Hagen. Die Kosten eines Unfalls (Blechschaden) brauchte ich nicht zu tragen.
Florian Havemann: Ein einziges Mal habe ich mit Biermann gesprochen, wo er mir den Artikel über meinen Vater abkaufen wollte.
Gregor Gysi: Du beschreibst Deine Gefängniszeit. Sprichst über Dein Leiden, jetzt noch. Beim Freigang ... dann mussten alle laufen. Das wäre auch für mich ein Akt der Demütigung.
Florian Havemann: Habe das nicht der DDR vorgeworfen, sondern der Menschheit als Ganzes.
Gregor Gysi: Du schreibst, dass Du im Westen keinen Erfolg hattest. Das scheint sich jetzt zu ändern. Daran kann auch .. . Liegt es an Dir oder an der Situation?
Florian Havemann: ... Bin zu aristokratisch erzogen, als dass ich mich als Künstler anderen andiene. ... Thomas Brasch, dieser ... Nina Hagen ... . Welchen hohen Preis mussten die für den Erfolg zahlen. Sie sind erledig als Künstler odere tot. Ich bin nicht erledigt.
Gregor Gysi: Du hast eine Bilderausstellung mit Bildern zu Rosa Luxemburg und Speer. Wie kommst Du dazu, ... ?
Florian Havemann: Mein Onkel Henselmann baute in der Stalinallee. Da kommt man zum Vergleich mit Speer. ... Gute Menschen, trotzdem ... .
Gregor Gysi: Wie findest Du die Art der Reaktion auf Dein Buch? Nicht die, denen einige Stellen im Buch nicht gefallen. .. In der DDR musste zu den Jugendlichen in der Haft ein psychologisches Gutachten, ein Reifegutachten erstellt werden. Gibt es heute so nicht, lediglich in der Form, dass auch gegenüber den über 18jährigen das Jugendstrafrecht angewendet wird.
Gysi lacht: Dieses Gutachten. Gut, dass Du es veröffentlicht hast. Hätte ich nicht gemacht. Ich habe es gelesen. Es ist wohlwollend geschrieben.
Es kamen Freunde zu Mittag, ein, zwei, drei vier Leute. Mehr kennst Du nicht. Ist das ein Versäumnis? Es kommen keine Leute nach 1971 vor.
Florian Havemann: Die kommen im nächsten Buch.
Gregor Gysi: Dann kommt doch eine Einstweilige Verfügung von mir, ... .
Florian Havemann: Vereinsamung kann genau so im Osten geschehen. ... gegenseitige Förderung von Talenten. Die anderen wechseln die Straßenseite als wir rauskamen [aus dem Gefängnis].
Gregor Gysi: Hattest Du im Westen kein einsames Gefühl? Du gehst ja mit Dir sehr schonungslos um. Schreibst, Du trugst gerne Frauenkleider. Ich hatte nicht diese Phase, aber wenn ich diese hätte, würde ich das niemals erwähnen.
... oder gehst Du mit Dir so schonungslos um, weil Du mit anderen schonungslos umgehen möchtest?
Florian Havemann: Der Sozialismus ist gescheitert, weil es gegen den Geschmack ging. ... Robert Havemann war ein Behinderer der Opposition. Vergleicht man das mit Polen, so gab es keine Kurse, kein Programm ...
Kommentar von RS: Es gab die Kirche und unter den Intellektuellen viele beständige Diskussionskreise. Die Stasi arbeitete jedoch mit deutscher Gründlichkeit, und erstickte bereits im Keim unverhältnismäßig Andersdenkende und -handelnde. Wir hatten den Westen, deswegen weniger Druck zur Selbstorganisation.
Gregor Gysi: Wenn Du das heute liest ... . Das ganze Leben ist, was wäre, was würde ... .
Nur noch eine Frage. Stalinallee, später Karl-Marx-Allee ... Speer. Was imponiert Dich daran? Gehe auch ganz gerne durch, weiß nicht warum. Was fasziniert Dich da?
Mein Respekt vor Deinem Vater ist mir nicht zu nehmen. Habe den nach wie vor. Du warst verrückt. Nun. Gysi hätte das nicht geschrieben. Es gibt manche Leute, die das können, was ich nicht kann. Hast Du Recht mit der Ausrede: Die Eltern haben Heldentaten vollbracht. Du nicht. Warst aber Adel. In der ersten Klasse hat zu mir ein Junge gesagt, die Russen haben eine Frau vergewaltigt. Wir wussten beide nicht, was das ist. Mein Vater erklärte mir dann, was es ist, und erklärte, was Dialektik ist: die Russen haben das nicht gemacht, dann doch gemacht. Ich war irgendwie isoliert in der Schule und der Umgebung.
Florian Havemann: Ich möchte nicht in die Politik überwechseln und schachteln. Mache du das richtig. Du bist in keiner Schachtel.
Den wendigen Gysi hatte ich bei den Havemanns oft gesehen. Das letzte mal einige Tage vor der Beerdigung im April 1982. Das war mehr als 25 Jahre her. Gysi bot sich Katja, der Frau von Havemann, als Redner bei der Totenfeier an. Einige Stunden davor versuchte der Stasi-Oberstleutnant Reuter, mich davon zu überreden, sich Katja als Redner bei der Beerdigung anzudienen. Damals glaubte ich zu wissen, von wem Gysi diesen ungewöhnlichen Wunsch mitbrachte, denn er gehörte nicht zum engeren vertrauten Freundeskreis von Robert Havemann.
Heute erfahre ich die Wahrheit, die bei den beiden Oberzensoren, den Richtern Herrn Buske und Herrn Mauck Bestand haben dürfte.
Gregor Gysi heute: Der Gedanke, sich als Redner anzubieten, kam mir selbst. Darum hatte mich niemand gebeten. ... Sie sind doch Rolf Schälike?
Ein gutes Gedächtnis nach 25 Jahren. Dann wollte ich wissen, weshalb er meine, dass die Abstimmung mit der Rechtsabteilung des ZK der SED nicht Zusammenarbeit mit der Stasi bedeute.
Gregor Gysi heute: Die Partei hatte die führende Rolle, sie bestimmte und nicht die Stasi das Geschehen. Ich habe nur mit dem ZK zusammen gearbeitet. Dass bei den Treffen manchmal in Wirklichkeit Stasileute mit mir sprachen, das habe ich erst nach 1989 erfahren.
Kommentar von RS: War Gysi wirklich so blind und unwissend? Meint er wirklich, die Partei (SED) bestimmte die Arbeit der Geheimdienste (Stasi)? Kennt er nicht die Geschichte? Weiß er nicht, dass der Parteiapparat mächtiger ist als die Delegiertenkonferenz von Parteitagen? Der Stasi-Apparat war militärisch strukturiert und aufgebaut, er war geheim. Die Geheimdienste sind in den Machtsystemen stärker als ein Parteiapparat. Ist auch in Deutschland Heute so.
Ich versuchte Gysi mein Erstaunen zu erläutern, und erklärte, dass meine Verhaftung 1984 auf dem Mist des Stasigenerals Horst Böhm gewachsen war, der 1990 Selbstmord beging.
Böhm, Horst
11.5.1937-21.2.1990
Leiter der Bezirksverwaltung Dresden
Geboren in Zwickau, Vater Bäcker, Mutter Handschuhmacherin; 1954
SED; 1955 Abitur, Einstellung beim MfS,
Zweijahreslehrgang an der JHS Potsdam-Eiche; 1961
stellvertretender Leiter der KD Stolberg; 1962
stellvertretender Leiter der KD Hohenstein; 1962-67
Fernstudium der Gesellschaftswissenschaften an der KMU
Leipzig, Dipl.-Lehrer für Marxismus-Leninismus; 1966
stellvertretender Leiter, 1968 Leiter der Arbeitsgruppe Anleitung und
Kontrolle der BV Karl-Marx-Stadt; 1973 Stellvertreter
Operativ des Leiters der BV Karl-Marx-Stadt; 1981 Offizier
für Sonderaufgaben, dann Leiter der BV Dresden, Mitglied
der SED-Bezirksleitung Dresden; 1982 Generalmajor; 1989
Entlassung; 1990 Selbstmord.
Gysifreund Hans Modrow, damals Bezirkssekretär der SED, später Wahlfälscher, dann Ehrenvorsitzender der Linkspartei.PDS und heute Vorsitzender des Ältestenrats von DIE LINKE hat später nach der Verhaftung durch seine formale Unterschrift zur der schon erfolgten Verhaftung das O.k. egeben. Die Partei wurde vorher nicht gefragt. Sie gab auch nicht an die Stasi den Auftrag, mich zu verhaften.
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Schon 1963 war uns klar, wie die Zusammenhänge zwischen Stasi und der Partei zum Machtaufbau und Machtsatbilisierung funktionierten. Die Stasi entschied, ob verhaftet wird oder nicht. In den beiden vorangegangenen Operativen Vorgängen (OV) haben die Leiter der Stasi-Bezirksverwaltung von einer Verhaftung meiner Person abgesehen. Hätte auch anders geschehen können.
Der Operative Vorgang wurde 1963 von der Stasi eröffnet, die Partei wurde lediglich informiert und genutzt. Machbesessene Genossen nutzten die Stasi. Ein Wechselspiel Gleichgesinnter. Der auf Stasiinitiative folgende Parteiquatsch begann 1963 mit dem ersten von der Stasi initiierten Parteiverfahren gegen neun Physiker im Zentralinstitut für Kernforschung. Anlass war ein im Parteiauftrag erstellter Vortrag, der auf einer Parteiversammlung diskutiert wurde. Der vom Neid besessenen Physiker Peter Manfraß IM "Impuls" übergab den Vortrag der Dresdner Stasi. Damit begann die Stasi-Beobachtung meiner und anderer Physiker in Kernforschungsinstitut. Die Stasi steuerte die Partei und suchte unter den SED-Mitgliedern ihre IM's, geheim und ohne der konkreten Erlaubnis der Partei.
Im Abschlussbericht der Stasi heißt es am 28.06.1966:
Das negative Auftreten der um Schälicke gescharrten Gruppe und die laufenden Vorfälle auf ideologischen Gebiet waren Anlaß, daß durch die Diensteinheit die Bezirksleitung der Partei ständig informiert wurde und im Ergebnis dessen, ein Parteiverfahren gegen die Genossen Schälicke, Hacker und Rulis durchgeführt wurde, indem alle drei aus der Partei ausgeschlossen und aus dem Institut ZfK Rossendorf ebenfalls entfernt wurden.
Weiß Gysi wirklich nicht, wie die Stasi und die Partei zusammenarbeiteten bei der Behandlung der von denen definierter Feinde? Wusste Gysi wirklich nicht, dass alles, was Robert Havemann betraf, von der Stasi organisiert und geplant wurde, und die Genossen in der Rechtsabteilung des ZK lediglich ausführende Organe und de facto Mitarbeiter der Stasi waren?
Eine persönliche Frage an Herrn Gregor Gysi:
Weshalb hat Gregor Gysi 1977, als ich zusammen mit einem Berliner Schauspieler den damaligen Rudolf Bahro-Anwalt Gregor Gysi als Anwalt für unseren Leipziger Freund gewinnen wollten, der Bezirksleitung der SED in Dresden von diesem Besuch Meldung erstattet? Ich war 1977 schon mehr als zehn Jahre nicht mehr Mitglied der SED. Das wusste Gysi. Die SED hatte keinen direkten Zugang meht zu mir, erst recht keinen Zugriff. Diesen steuerte die Stasi.
Berlin, den 09. 11.1977
3. Expl. / .. /
Am heutigen Tage wurde
der erste Sprecher zwischen dem Beschuldigten
Rudolf BAHRO
und seinem Wahlverteidiger
RA Dr. GYSI
durchgeführt,
...
Im Anschluß an den Sprecher betonte der Rechtsanwalt gegenüber dem Unterzeichner, daß er die Verteidigung BAHROS nur ungern übernommen habe, immerhin aber froh sei, daß ... als Auftraggeber in Erscheinung getreten sei, so daß er sich fürderhin allen Personen gegenüber, insbesondere auch dem westlichen Ausland, die in der Sache, auskunftsuchend an ihn herantreten, auf seine Schweigepflicht als Anwalt berufen kann. Überdies sei "bislang alles sehr ruhig verlaufen", lediglich eine Person namens Rolf Schälike aus Dresden hätte sich bei ihm nach BAHRO erkundigt. Darüber habe er der BL der SED Bericht erstattet.
...
Groth
Unterleutnant
Lieber Gregor Gysi, Du wusstest doch, dass diese Meldung von der Bezirksleitung an die Stasi zur Behandlung meiner Person weiter geleitet wird. Die Stasi war für mich verantwortlich, nicht mehr die Bezirksleitung der SED. Oder hast Du gehofft, dass die Bezirksleitung Deine Meldung in den Papierkorb wirft?
Diese Art der Zusammenarbeit mit der Partei ist in meinen Augen schlimmer als die eines IM's. Ein IM arbeitete auf Anweisung. Über die Partei hat man versucht, die Stasi für die eigenen Interessen zu nutzen. Beides heimlich gegenüber den Betroffenen.
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Rolf Schälike
Dieses Dokument wurde zuletzt aktualisiert am
08.08.20
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