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Bericht
Pressekammer LG Hamburg
Sitzung, Freitag, den 16. Juni 2006

Rolf Schälike - 16.-19.06.2006

Auch für diesen Bericht gilt, wie für alle anderen meiner Berichte: Alles, was hier steht, entspricht nicht unbedingt der Wahrheit. Beweisen kann ich nichts; geurteilt nach den strengen Regeln der Pressekammer, waren meine Recherchen erbärmlich. Was hier in Anführungszeichen steht, ist nicht unbedingt ein Zitat. Oft verwende ich falsche Zeichensetzung. Habe dafür schon einmal gesessen. Möchte für mangelnde Kenntnis von Grammatik und Syntax nicht noch ein weiteres Mal ins Gefängnis. Was als Zitat erscheinen kann, beruht lediglich auf meinen während der Verhandlung geführten handschriftlichen Notizen. Auch wenn andere Texte, welche nicht in Anführungszeichen stehen, als  Zitate erscheinen, sind es keine, denn beweisen kann ich nichts. Auch Zeugen habe ich nicht. Sowohl Anwälte als auch Richter werden sich an nichts erinnern - sie haben besseres zu tun. Was merkwürdig erscheint, muss von Ihnen nicht unbedingt geglaubt werden. Eine Meinung habe ich nicht; es handelt sich um Verschwörungstheorien.

Öffentlichkeit - Verkündungen - feines "Mobbing"

Die Öffentlichkeit, stabil bestehend aus meiner Person, wurde verarscht.

Vor zwei Wochen hatte ich den Vorsitzenden gefragt, wann bei der Kammer eigentlich Urlaub sei.

Die Kammer arbeite durchgehend. Eine Sommerpause wie früher gebe es nicht mehr, war die Antwort.

Vierzehn Tage später stand ich vor der Tür des Sitzungssaals 833: an der Tür keine Terminrolle.

In der Geschäftsstelle erfuhr ich, dass weder Sitzungen noch Verkündungen an dem heutigen Tag stattfinden. Ob wegen Urlaub, war für mich leider nicht zu erfahren.

In Firmen sei dies ein Merkmal von Mobbing: Beteiligte werden über wichtige Firmen-Geschehnisse nicht informiert.

Nun ist die Pressekammer Hamburg keine Firma, und wäre sie eine, ich nicht deren Mitarbeiter.

Außerdem gehören zum Mobbing mindestens zwei Personen: Mobber und Gemobbter.

Nicht jeder Mensch eignet sich dazu, ein Gemobbter zu werden.

Mein Kollege sagte zu mir: Das war doch kein Mobbing. Sie lassen sich doch nicht mobben. Für mich sei die Fahrt zum Landgericht doch Erholung, unabhängig davon, ob dort etwas stattfindet. Ich käme damit mal raus aus unserer Bude auf die Straße. Das sei ohnehin sehr gesund für meinen dicken Körper.

Das wissen die nicht, versuchte ich das "Mobben" zu verteidigen.

Ja, recht hätte ich, die wissen das nicht, deren Verhalten könne man als Mobbing sehen.

Das heutige "Mobben" hatte jedoch auch etwas Gutes.

An diesem gewonnenen freien Tag war ich draußen zur Altonale und hatte Ersatz für das freitagliche absurde Theater.

 

Eine Verrückte

Wir saßen zu zweit in der Ottensener Hauptstraße, aßen indisch und tranken dazu ein Bier.

Die Stunde Sonnenschein gehörte uns.

Eine fünfzigjährige Dame setzte sich meckernd an unseren langen Tisch. Die Sonne würde sie stören.

Wir saßen im Schattenteil des Tisches, ich bot ihr an, die Plätze zu tauschen.

Sie nahm an, meine Partnerin murrte.

Eine halbe Minute später stand die Dame auf, der Tisch würde wackeln, schimpfte sie. Sie sei eine Hure, würde man ihr vorwerfen, dass sei sie auch und setzte sich weiter meckernd an den Nachbartisch.

Dort saß eine junge Frau mit ihrer Tochter. "Was ist eine Hure?" fragte die Tochter.

"Über was sprechen sie denn mit ihrer Tochter," griff die Meckertante die junge Frau an.

"Sie haben doch laut Hure gesagt, da fragt meine Tochter," verteidigte sich die verdutzte Mutter.

"Sie sind selbst eine Hure und sagen sie ihrer Tochter, sie wurde von einen Kinderschänder gezeugt."

Die junge Frau schwieg.

"Hören sie auf mit dem Tisch zu wackeln, benehmen Sie sich richtig, was suchen Sie überhaupt hier in Deutschland," wurde die junge Frau weiter angegriffen.

Die junge Frau versuchte zu argumentieren, wurde daraufhin jedoch noch viel mehr beleidigt und beschimpft.

Das Kind fing an zu weinen, setzte sich der Mutter auf den Schoß, wurde getröstet.

Die Beschimpfungen hörten nicht auf. Die junge Frau bat, einfach in Ruhe gelassen zu werden.

Half nichts, jedes Wort wurde sofort ins Gegenteil verkehrt.

"Sehen sie nicht, die Frau ist doch krank," versuchte ich den Angriff auf mich zu lenken.

Das gelang mir. Ich war daraufhin ein Geheimdienstler aus Deutschland und China. Pascal, der verschwundene Junge, warf die Verrückte ins Gespräch, die Richter und Staatsanwälte, alles korrupte Schweine. Ich sei auch solch einer.

Dass ich gesessen hatte, beruhigte sie nicht. Zu kurz hätte ich gesessen, und dass ich wieder raus bin, wäre eine schiere Schweinerei.

Ich gab der Frau auf meine Art Pfeffer. Die junge Frau taute auf und das Kind lächelte wieder.

Dann kam ihr Mann, ein dicker Spanier. Der begriff nichts. Hörte nur das gemeine Wortgefecht zwischen mir und der älteren Dame.

Schwieg sie zu lange und setze an, die junge Frau wieder zu beleidigen, kamen meine ruhigen Wortgefechte. Die junge Familie mit Mann und Tochter war auf diese Weise vor den Verbalattacken der sichtliche Verrückten geschützt.

Zwinkernd verabschiedete sich der Mann von mir. Deren Tag auf der Altonale war jedenfalls gerettet.

Ich hatte mein absurdes Theater auch an diesem Freitag dank den "Mobbern" der Pressekammer Hamburg.

 

Deutsche Sprache

Wir machen keinen Urlaub, arbeiten den Sommer durch.

Das heißt nicht, dass wirklich ohne Urlaub durchgearbeitet wird.

Heißt auch nicht, dass es keine Pause gibt.

Urlaubsdaten gehören zu den durch Datenschutz geschützten privaten Daten.

Auch wenn wirklich aus Urlaubsgründen Sitzungen ausfallen, ist die Erlangung dieser Kenntnis illegal, damit für die deutsche Sprache unbedeutend.

 

Während der Sitzung herausgehörte interessante Leitsätze

Urlaub braucht nicht Urlaub zu sein. Auf die Beweispflicht komme es an sowie auf die jeweilige Entscheidung des Richters.

 

Was fehlte?

Alles außer der mürrischen Dame von der Geschäftsstelle.

Es war ein glücklicher Tag.

 

Was fiel auf?

Wir haben bald ein halbes Jahr hinter uns gebracht.

Am 22.05.06, nach 144 Tagen dieses Jahres,  erhielt der Beschluss über den Erlass einer Einstweiligen Verfügung die Nummer 344.

Am Jahresende wird es nach dem Dreisatz die Nummer 866 geben.

2005 gab es die Nummer 1022. 2006 wären das fünfzehn Prozent weniger Fälle als im Vorjahr.

Bedeutet es, dass die Qualität der Entscheidungen im Jahr 2006 um achtzehn Prozent steigen wird?

Wir werden es am Ende des Jahres erfahren.

 

Der Vorsitzende Richter an diesem Freitag im Gerichtssaal [keine wörtlichen Zitate; lediglich Wiedergaben meiner Notizen]

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Dieses Dokument wurde zuletzt aktualisiert am 18.05.08
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